Wortgirlanden

11. Juli - Die Glocken der Heimat läuten laut

Die Glocken der Heimat läuten laut. Nichts kann ihnen was anhaben. Trotz Corona gehen sie ihrem Geschäft nach. Die Zeit ist ihnen auf den Leib geschrieben. Ich bin eingebettet in die Maßregelungen der Pandemie. Alles geht den Bach hinunter. Das klingt nicht optimistisch. Von Haus aus bin ich eine Zuversichtliche. Das „Komme was wolle, mir wird schon was einfallen“ war und bleibt mein Lebens-Motto.

Trotzdem fühl ich mich vergessen. Nicht von den Fans, nicht von den Zuschauern, nicht von Freunden, die fragen und mitfühlen. Vergessen von der Solidarität subventionierter Theater. Da könnten so freilaufende „Gauklerinnen“ wie ich eine Hand gebrauchen. Auch das Ausfüllen von Formularen für Unterstützung vom Land ist ein mühevolles Geschäft, es liegt mir nicht im Handgelenk. Darum freue ich mich, dass es doch ein paar wenige Mutige in Tübingen gibt, die diesen langwierigen Weg mit mir und anderen Kleinkünstlern gehen wollen.

Gedanken von d’r Alb ra oder Wortgirlanden
im Home-Office zusammengesponnen
von Dietlinde Ellsässer

Ich gehe derweil im Schnecken-Tempo durch den Alb-Wald. Ist der Boden weich, zieh ich auch mal die Schuhe aus. Die alten, die lang schon drücken. Meine Füße sind mir liebgewonnene Weg-Begleiter. Ich kann zwar nichts Besonderes tun mit ihnen, aber ich schätze sie sehr. Habe ich sie doch schon auf manch schrägen, steilen, holprigen Wegen arg überfordert. Barfuß gehen. Ich liebe das Gefühl in meinen Füßen – es hat was von Freiheit in sich. Tun und lassen, was ich will.

Trotz Anträgen, Formularen, Covid-19 eigenwillig meinen Lebens-Lauf weiterschreiben. Unsere Füße sind ja auch an der Sohle sehr feinfühlig. An ihr enden so viele Nerven wie sonst nur an unseren Lippen. Vielleicht nütze ich die Zeit und übe mal, mit den Zehen zu wackeln? Oder doch lieber mit den Ohren?

Oder ich kredenze dem Auge Lyrisches von Elke Erb, die den diesjährigen Büchner-Preis bekommt. Genieße ihre „erstaunliche Fähigkeit, die Freiheit und Wendigkeit der Gedanken in der Sprache zu verwirklichen.“ Lese in „Kastanienallee“: „Ja, lallt die Pappel? / Was verficht denn die Fichte?”
Und schon bin ich wieder da, in der Gegenwart. Mit ihrer wunderbar spröden Art trifft Elke Erb die Zeit mitten ins Herz. Bekommt endlich im hohen Alter den wohlverdienten Preis. Warum dauert es so lange, bis das Gute ins Licht kommt und mit einem Loblied gebührend gefeiert wird? Ich verzwitschere mich.
Oh, Heimatland.

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