Wortgirlanden

28.Juli - Sagen wir irgendwann einmal...

Sagen wir irgendwann einmal: “Zwanzig-zwanzig war ein Corona-Jahr” oder sagen wir “Zwanzig-zwanzig begann die Corona-Ära” ? Ein weites Feld. Eine never ending Story? Trotz alledem, die Tage mäandern in heiterer Eigenwilligkeit dahin.

Es ist Hochsommer. Allüberall duftet es nach Erinnerungen an die Kindheit. Die Heuernte war damals ein Geschäft. In der Hitze des Tages, ohne Murren hinterherrechen, auch die letzten Heuhälmchen nicht zurücklassen. Oben im Heustock das Heu verteilen, das die fleißige Heu-Katze mit ihren eisernen Krallen ruckartig fallen ließ. Mit hochrotem Kopf bin ich nach der hitzigen Tat die lange Holzleiter heruntergeklettert. Der Dank war ein Bechereis. Damals ein Goldschatz, der langsam auf der Zunge zerschmolz.

Gedanken von d’r Alb ra oder Wortgirlanden
im Home-Office zusammengesponnen
von Dietlinde Ellsässer

Jedes Zuhause hat eine andere Schrift. Manche fühlen sich in der Ferne sesshaft. Manche wollen endlich da ankommen, wo sie schon längst sind. Einmal, das war 1790, wurde ein französischer General zum Stubenarrest verurteilt. Er ist durch sein Zimmer gereist und hat die Abenteuer, die er da erlebte, aufgeschrieben. Wie er den Teppich überquert hat. Und die Besteigung des Sofas. Das könnte mir auch gefallen. Gottlob wurde ich vom Corona-Virus nicht zum Stubenarrest verurteilt. Ich kann rausgehen und blindlings auf den Flügeln der Phantasie die Welt umsegeln. In Gedanken ein Mords-Theater machen und grenzenlos die Einschränkungen sabotieren. Alles ist möglich.
Ganz nach dem Satz von Lars Gustafsson : “Niemand weiß, welches Jahr es ist, vielleicht ein Jahr, das es nie gegeben hat.”

Das ist ebenso das Motto von Walle Sayers Buch “Mitbringsel”. Das Buch eines Spurensuchers im Milimeterbereich. Ich liebe diese feinen Bleistift-Details. Lyrik, die im “Niemandsland des heutigen Tages” Platz nimmt; die Zaungast ist beim Blühen des Klatschmohns und weiß, “dass es im Hochsommer noch hell ist, wenn die Bäcker sich schlafen legen.” So tunke ich mein Herz in die Himmelsbläue des Tages. Lass die Wirklichkeit nicht ungenutzt verstreichen und lege ein Mitbringsel zwischen die Zeilen der Zeit. Heute ein Erinnern ans Zuhause-Bleiben in der Kindheit. Ich trag sie bei mir. Wie das Büchle von Walle Sayer, das sich federleicht dem lyrischen Blau des Sommertages anpasst.

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