Wortgirlanden

8. Juni - Das Coronische wird langsam chronisch

Das Coronische wird langsam chronisch. So langsam schäppert´s im Gemüt. Ich bin unterbrochen worden. Täglich kommt ein Anderes dazu. Es zieht sich. So lang der Zustand eine Ausnahme war, ging´s um Geduld. Jetzt wirkt die Dauer lähmend. Ich gehe vertraute Wege. Im Schritt-Tempo. Wach und offen für das Um-Mich-Herum.

In der Stadt, vor den Geschäften stehen Leute in der Schlange. Sie warten auf Einlass. Der Mundschutz sitzt. Andere tummeln sich wie kleine Fische durch die engen Gassen. Ganz nah im Schwarm. Abstand gilt da nicht. Was gilt überhaupt in diesen Tagen? Die ganz verlässlichen Werte und Regeln. Zum Beispiel, dass am Gärtles-Rand neben dem Buchladen die Wackersteine nicht mitgenommen werden sollen. Immer wieder fehlt so ein schöner eckiger Stein in der Runde. Wer kann den jetzt brauchen?

Gedanken von d’r Alb ra oder Wortgirlanden
im Home-Office zusammengesponnen
von Dietlinde Ellsässer

Vielleicht ein demonstrierender Freiheits-Kämpfer. Vielleicht kreiert aber auch jemand damit in seinem Zauber-Garten ein Frieden schenkendes Stein-Mandala. Oder ein Labyrinth. Alles ist möglich. Der Wackerstein wird aber vielleicht auch einem Wolf in den Bauch genäht. Wie bei den sieben Geißlein. So wenig wie es ehrliche Lügner gibt, gibt es natürliche Wölfe, die das verdient hätten. Also wo ist der Stein? Und es sind ja inzwischen schon fünf Steine, die verschwunden sind. Einfach weg. Auf Nimmerwiedersehn. Wenn die Steine zur Rundung eines Kreises benötigt wurden, könnte ich die Sache gerade noch verstehen. Die runde Kultur des Nomadentums gegen die eckige Kultur der Städte. Wobei der Stein selber eckig ist.

Galsan Tschinag, einer meiner Lieblingsautoren aus der Mongolei, schreibt: „Die runde Kultur ist die erstere. Wenn sie einen Europäer beobachten, er hat eckige Bewegungen. Eckig und zackig ist er. Rund ist die Urform des Lebens. Wir Nomaden sind in unserem Verhalten auch sehr rund, wir sind geduldig, warten ab, versuchen keinem Gewalt anzutun.“ Vielleicht nomadisieren die Steine ja, und wir sollten es ihnen gleich tun. Unsere eckigen Häuser verlassen und einen Steinwurf entfernt dem eingeblauten Himmel trauen. Vertrauen, das alles gut wird.

Angefangen habe ich mit Galsan Tschinag „Eine tuwinische Geschichte“, dann „Der blaue Himmel“ – dann war ich eingefangen und habe die mongolische Kultur lieben gelernt.

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